Der Bergwald zwischen Holzfabrik, Funpark und Naturoase

Was braucht es für ein funktionierendes Miteinander im Wald?
Immer häufiger prallen die Interessen der Waldbewirtschafter, Jäger, Sportler, Erholungssuchenden oder Naturschützer aufeinander.

Sorge der Waldbesitzer vor Haftung
Für Waldbesitzer ist der Wald Wirtschaftsgrundlage und Arbeitsplatz. Eine klare Abgrenzung wie bei Wirtschaftsgebäuden ist aber durch das gesetzlich geregelte freie Betretungsrecht des Waldes zu Erholungszwecken schwierig. Aus Sorge vor Haftungspflichten und Verlust der Selbstbestimmung greifen Waldbesitzer vermehrt auf Schranken, Absperrungen und Verbotsschilder zurück - speziell in Bereichen intensiver Erholungsnutzung. „Die Sehnsüchte der modernen Gesellschaft sind Luxusgüter wie Zeit, Aufmerksamkeit, Ruhe, Raum und Sicherheit und wo lassen sich diese besser stillen als im Wald.“ unterstreicht der Südtiroler Tourismusexperte Dr. Harald Pechlaner, Professor der Europäischen Akademie in Bozen. Die Zahl der Erholungssuchenden, die Rückzug in der Natur suchen, wird daher immer mehr.
Freies Betreten und befahren des Waldes nicht überall
Doch wann darf ich wo und womit unterwegs sein? „Das Hauptproblem liegt darin, dass es zu wenig Information gibt, was wo zurzeit erlaubt, geduldet bzw. verboten ist.“ erklärt Johannes „Joi“ Hoffmann. Der professionelle Freerider wünscht sich mehr Aufklärungsarbeit und Angebote. Kurt Exenberger, ehem. Mountainbikeprofi und Betreiber der ersten Mountainbikeschule Österreichs ergänzt dazu: „Keiner begibt sich in seiner Freizeit gerne in die Illegalität.“ Ein flächendeckendes Infrastrukturangebot würde vielen ungewünschten Konfrontationen vorbeugen, so der Biker.

Andere Länder, andere (gesetzliche) Sitten
Speziell in Österreich schauen viele Sportler sehnsüchtig über die Grenzen nach Bayern, Südtirol oder in die Schweiz, die in Bezug auf das Befahren von Forststraßen und Wegen generell kein flächendeckendes gesetzliches Verbot haben. So regeln beispielsweise einige Kantone in der Schweiz nur die Gebiete, wo ein generelles Betreten ohne Ausnahme verboten ist. Ähnlich ist die gesetzliche Lage in Bayern und Südtirol. Auch Dr. Roland Dellagiacoma, ehemaliger Direktor der Abteilung Natur & Landschaft der Provinz Südtirol, ist überzeugt davon, dass Appellstrategien und Sensibilisierungsmaßnahmen besser greifen als Verbote.
Interessensausgleich nicht nur mit Erholungssuchenden notwendig
Auch die Jagd und Fischerei und der Naturschutz finden im Wald statt. Die Freizeitsportler oder Wanderer sind somit nicht die einzigen Interessensgruppen, die sich gern im Wald aufhalten. Bundesminister Rupprechter hält dazu fest: „Der Bergwald ist wichtiger Produktionsstandort, bietet Schutz für zahlreiche Menschen und Siedlungen und ist einzigartiger Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten. Er ist jedoch keine Freizeit- und Sportarena, die uneingeschränkt zu jeder Jahres- und Tageszeit genutzt werden kann. Ein verträgliches Miteinander schaffen wir nur mit einem funktionierenden fairen Interessenausgleich.“
Aufklärung von Interessensgruppen durch Dialog und Information
„Seit nunmehr schon fast 15 Jahren zeigen wir mit dem „Österreichischen Walddialog“, wie solche Lösungen sehr gut funktionieren können“, so Rupprechter. In Tirol gehen die Bestrebungen nach integrativen Lösungskonzepten im Wald mit dem Konzept Landschaftsdienst des Landes Tirol bereits mehr als 40 Jahre zurück. Aktuell versuchen Verantwortliche aus Forst, Jagd, Tourismus und Umwelt mit dem Projekt „Bergwelt Tirol – Miteinander erleben“ Interessensgruppen durch Dialog und Information mittels Panoramatafeln, Wegweisern und eigens dafür programmierten Apps gezielt aufzuklären. Durch Schaffung und Förderung attraktiver Angebote außerhalb von definierten schützenswerten Bereichen soll eine Lenkung und Entflechtung der Erholungssuchenden erreicht werden. „Wir haben in Tirol 5.500 Kilometer freigegebene Mountainbike-Routen, kommen bald auf 250 Kilometer offizielle Singeltrails und sind auch in der Skitourenlenkung aktiv. Ich bin zuversichtlich, dass es uns gelingt, die verschiedenen Nutzungsansprüche im Bergwald zu kanalisieren und ein Miteinander auf Dauer zu gewährleisten“, sieht Tirols Forst- und Sportreferent LHStv. Josef Geisler im Dialog den richtigen Weg.
Bilder und Logos
Die Veranstaltungsbilder und Logos finden sich als zip-Datei zum kostenlosen Download in Druckqualität unter: http://www.tiroler-forstverein.at/tfv-aktuell/presse.html
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Rückfragehinweis und Kontakt
Pressebeauftragte Sieglinde Annewanter, +43 512 508 4610, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
TFV Präsident Dipl.Ing. Kurt Ziegner, +43 676 88508 2820, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!