Alm „Am Himmel“ in den Niederösterreichischen Voralpen – 100 Jahre Erfolgsgeschichte
Gründungsjubiläum
Die „Himmelalm“ befindet sich im Gemeindegebiet der Bezirkshauptstadt Lilienfeld auf einer Seehöhe von 700 bis 900 Metern. Grundeigentümer des ca. 70 ha großen Almgebietes ist die Agrargemeinschaft Zögersbach, bestehend aus 12 Mitgliedern. Die Mitglieder der Gemeinschaft teilen sich 70 Anteile, wobei gegenwärtig noch 10 Almbauern und -bäuerinnen das eigene Vieh auftreiben. Die verbleibenden Weiderechte werden an auswärtige Auftreiber aus dem Traisen- und Pielachtal vergeben. Von Mitte Mai bis 26. Oktober genießen ca. 70 Rinder, vorwiegend Mutterkühe und ihre Kälber, den Almsommer.

Die Himmelalm einst I Foto: Archiv
Die Himmelalm jetzt I Foto: Bernhard Hanak
Das im 17. Jahrhundert errichtete Almhaus dient auch als Schutzhütte und wird vom Halter während der Weidesaison an Sonn- und Feiertagen bewirtschaftet. Vom „Himmelkreuz“ aus, das sich am höchsten Punkt der Weide befindet, genießt man einen herrlichen Rundblick auf die Niederösterreichischen Voralpen und die angrenzende steirische Bergwelt.
Der Holztram im Halterhaus ist ein gut erhaltener Zeitzeuge für das jetzige Halterhaus I Foto: Bernhard Hanak
Das im 17. Jahrhundert errichtete Almhaus dient auch als Schutzhütte und wird vom Halter während der Weidesaison an Sonn- und Feiertagen bewirtschaftet. Vom „Himmelkreuz“ aus, das sich am höchsten Punkt der Weide befindet, genießt man einen herrlichen Rundblick auf die Niederösterreichischen Voralpen und die angrenzende steirische Bergwelt.
Beginn in Türnitz
Das Wiederbesiedelungsgesetz der Ersten Republik ermöglichte der Türnitzer Bauernschaft die Errichtung einer Servitutsweide auf den aufgelassenen Wirtschaften Linsberg und Fischbach in der Traisenbachrotte. Die Gründungssitzung der Weidegenossenschaft in Türnitz wurde vor 100 Jahren, am 21. Mai 1921 abgehalten. Im ersten Jahr ihres Bestehens zählte die Genossenschaft 27 Mitglieder und errichtete am Fischbach, einem Quellfluss der Türnitzer Traisen, eine Halterhütte. Gründungsobmann war Ignaz Huber, Wirtschaftsbesitzer in Freiland, der von Zeitzeugen als äußerst redegewandt und engagiert beschrieben wird.
Aufbruch ins Himmelreich
Im Jahre 1927 wurde der Genossenschaft die Barablöse des immerwährenden Servituts angeboten. Mit dem daraus lukrierten Geld erwarb die Genossenschaft den vakanten Bergbauernhof „Am Himmel“ im Gemeindegebiet von Lilienfeld. Bei diesem Kauf wurde auch das vorhandene Vieh übernommen und eine ganzjährige Bewirtschaftung in Angriff genommen. Die feierliche Weihe und Übergabe des neuen Weidegutes erfolgte zu Maria Geburt, am 8. September 1927. Bereits nach zwei Jahren wurde die Einverleibung des Eigentumsrechtes angedacht und auch umgesetzt sowie in weiterer Folge die Genossenschaft in die Weidegemeinschaft „Am Himmel“ umgewandelt.
Die Gründer der Weidegemeinschaft „Am Himmel“ I Foto: Martina Löffler
Im Winter 1929/30 mietete sich der Österreichische Gebirgsverein im Halterhaus ein und betrieb dieses als Schutzhütte für Wintersportler. Das ehemalige Bauernhaus erhielt vom Gebirgsverein den Namen „Ottokar Kernstock Haus“. Als Namenspatron diente der deutsch-national gesinnte Dichter und Konventuale des Augustiner Chorherrenstiftes Vorau, Ottokar Kernstock (1848 -1928).
Josef und Maria
Von 1934 bis 1958, ein Vierteljahrhundert lang, arbeiteten Josef und Maria Heindl am Himmel als Halterleute. Die beiden bewohnten das Almhaus ganzjährig, auch in den damals noch harten Wintermonaten. Altbauer Sepp Leitner (geb. 1927) hat die Heindls als einfache, sehr fleißige und verlässliche Leute in Erinnerung. Es gab ja noch keine Straße und daher mussten sämtliche Lebensmittel auf die Alm getragen werden. Ein Ausschank im heutigen Sinne gab es auch nicht, erinnert sich Sepp. Bier und Wein waren aber zur Genüge vorhanden. Schon als Bub half Sepp beim Auftreiben mit. Maria Heindl beeindruckte ihn sehr, da sie mit dem Almvieh sehr vertraut war, über die Jahre jedes einzelne kannte und sofort zuordnen konnte. Die „Himmelmutter“, wie sie liebevoll genannt wurde, nimmt in der Reihe der Halterleute bis heute einen besonderen Rang ein.

Josef und Maria, ein legendäres Halterpaar I Foto: Archiv
Meilensteine
Mit der Herstellung einer befestigten Straße zwischen dem benachbarten Bergbauernhof „Sonnleitn“ und dem Himmelalmbesitz ging 1971 ein lang gehegter Wunsch der Weidegemeinschaft in Erfüllung. Von den Almbauern wurden 2.256 Arbeitsstunden, 198 Traktorstunden und 97,5 Motorsägestunden an Arbeitsleistung für den Straßenbau eingebracht.
Im Jahre 1997 wurde das Almhaus mittels Erdkabel dauerhaft mit Strom versorgt, der hydraulische Wasserwidder entfernt und durch eine elektrische Pumpe ersetzt.
Die Errichtung einer biologischen Kläranlage setzte 2013 einen vorläufigen Schlusspunkt im Bereich der Infrastruktur.
Himmel und Erde I Foto: Bernhard Hanak
Futtervielfalt
Im Jahre 2018 wurde die Himmelweide zu einer von 35 österreichischen Projektalmen. Im Sinne der Erhaltung von artenreichen Almwiesen wurde ein innovativer Weidewirtschaftsplan erstellt. Die vorhandenen zwei Standweiden wurden in sechs Koppeln eingeteilt und die beiden Viehherden im Rotationsprinzip umgetrieben, um eine optimale Bestoßung der Weideflächen zu erreichen. Weiters wurde auch ein möglichst früher Auftrieb angestrebt. Die Maßnahmen dauern noch an und werden laufend evaluiert. Mit einer ersten, aussagekräftigen Beurteilung ist 2022 zu rechnen.
Erfolgsgeschichte zum Nachlesen
Dr. Bernhard Hanak ist Klavierlehrer und seit 2014 Halter auf der Himmelalm. Anlässlich des Almjubiläums arbeitet er an der Herausgabe eines „Himmelbuches“. Die Buchpräsentation wird voraussichtlich im kommenden Dezember stattfinden. Infos auf www.himmelalm.at bzw. unter 0699/10 92 13 49.
Text: Dr. Bernhard Hanak
Bernhard genießt die Ruhe bei seinen Rindern I Foto: Bernhard Hanak
Die Maulgabe ist ein wichtiges Lockmittel I Foto: Bernhard Hanak